Laut einer Ernst & Young Umfrage sehen 53% der Befragten den Klimawandel als Problem. Da ist es kaum überraschend, dass die Themen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in allen Lebensbereichen stets an Bedeutung gewinnen.
Darum steigt auch das Interesse an nachhaltigeren Optionen bei Urlaubs- und Geschäftsreisen, sowie Events. Diese neue Denkweise von Gästen kann für Ihr Hotel ein Vorteil sein. Denn wenn Sie sich auf diesem Gebiet engagieren, können Sie bei Reisenden, Eventplanern und -teilnehmern punkten.
Wie Sie am besten in das Thema Nachhaltigkeit einsteigen und wie Sie die häufigsten Herausforderungen richtig angehen, sehen wir uns im Folgenden zusammen mit zwei Branchenexperten genauer an.
Warum Nachhaltigkeit für Hotels heute immer wichtiger wird
Das Gastgewerbe und die Eventbranche werden zu Recht als ressourcenintensiv gesehen. Die tägliche Zimmerreinigung braucht viel Wasser und Reinigungsprodukte. Amenities aus Plastik verursachen Unmengen an vermeidbarem Müll. Dazu kommt noch die Lebensmittelverschwendung in Restaurants und bei Veranstaltungen. Mit diesen und ähnlichen Punkten trägt die Hotellerie zu den Problemen Klimawandel und Ressourcenverbrauch bei.
Glücklicherweise gibt es für viele dieser Faktoren schon Lösungen oder Lösungsansätze. Wichtig ist, dass Hotels ihre Rolle erkennen und ihr Bestes dafür geben, unsere Branche nachhaltig und zukunftsfähig zu machen.
Außerdem wissen viele Gäste, dass Reisen und Hotelaufenthalte ihren CO2-Fußabdruck vergrößern. Sie wollen Initiativen sehen, die ihnen helfen, dies auszugleichen oder gar zu vermeiden. Darum werden Hoteliers und Eventplaner heute immer öfter danach gefragt, was sie tun, um nachhaltiger zu wirtschaften. Wer gute Antworten parat hat, macht bei Gästen und potenziellen Partnern einen guten Eindruck.
„Unsere Mitarbeiter wurden von Gästen über die letzten Jahre immer öfter nach unseren grünen Initiativen gefragt. Reisende achten heute mehr auf Nachhaltigkeit und erwarten von uns, dass wir tätig werden. Oft kommen von ihnen sogar konkrete Vorschläge und Wünsche zu bestimmten Themen. Als Hoteliers schätzen wir diese Einstellung und versuchen so viel wie möglich davon umzusetzen“, sagt Sonia Jensen, die viele Jahre in führenden Häusern der Schweiz und Italiens Housekeeping und Front Office Abteilungen geführt hat.
Auch Philip Georg, Director of Sales & Marketing im Andaz Vienna Am Belvedere hat diese Erfahrung gemacht: „Es ist merklich spürbar, dass das Thema Nachhaltigkeit bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen weiterhin an Bedeutung gewinnt. Die Nachfrage nach ‚Green Events‘ steigt stetig. Für uns als Hotel ist dies eine schöne Herausforderung, immer am Ball zu bleiben und uns konstant weiterzuentwickeln.“
Diese Aussagen machen deutlich, dass grüne Praktiken, Zertifikate und Auszeichnungen bei der Auswahl von Hotels und Veranstaltungsorten heute ein wichtiges Entscheidungskriterium sind. Sie bescheren Ihrem Betrieb nämlich ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und helfen Ihnen, Kunden zu gewinnen, die sich für dieses Thema interessieren.
Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und wie Sie sie bewältigen können
Bei vielen Hotels besteht die Bereitschaft, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Doch allzu oft sind grüne Initiativen mit zusätzlichen Kosten und Aufwand verbunden. Das kann abschreckend wirken. So kosten beispielsweise regionale Bio-Lebensmittel oft mehr als konventionell angebaute Importware. Das gleiche gilt häufig für umweltfreundliche Reinigungsmittel.
Leider ist es auch nicht immer einfach, diese Kosten an Gäste weiterzugeben, denn sie sind nicht immer in der Lage oder gewillt, mehr für nachhaltige Produkte oder Leistungen zu bezahlen.
Manche nachhaltigen Praktiken sind auch zeitaufwändiger als ihre herkömmlichen Pendants. Das kann zu einer Mehrbelastung Ihrer Teams führen, die gerade in Zeiten des Fachkräftemangels schwer aufzufangen ist.
„Für voll ausgelastete Kollegen war es oft eine Herausforderung Zeit für Nachhaltigkeitsprojekte zu finden. Die Pandemie und die darauffolgende Abwanderung vieler Mitarbeiter aus der Hotellerie hat dies noch verschärft. Das Interesse beim Team war zwar da, aber leider ging aufgrund des Zeitmangels Vieles langsam voran“, so Sonia weiter.
Aber nicht nur der Zeitaufwand und die anfänglichen Kosten stellen eine Hürde dar. Auch der finanzielle ROI ist bei manchen grünen Praktiken nicht immer gleich ersichtlich. Das macht es schwieriger bestimmte Schritte vor Investoren oder Eigentümern zu rechtfertigen und die nötigen Mittel und Unterstützung dafür zu erhalten.
Darum ist es ratsam gerade am Anfang auf Initiativen zu setzen, die Kosten und/oder Zeit sparen und gleichzeitig nachhaltig sind. So holen Sie auch eine skeptische Führungsetage mit ins Boot. Außerdem schafft das Möglichkeiten für die Belohnung Ihres Teams bei guter Umsetzung, was wiederum Anreize bietet, um weiterzumachen.
Initiativen, die Sie in Ihrem Hotel umsetzen können
Projekte zum Thema Nachhaltigkeit können diverse Formen annehmen. Dazu zählen geänderte Standards, neue Betriebsabläufe oder die Einführung neuer Technologielösungen. Am wichtigsten ist es aber mit etwas zu beginnen, das schnelle Erfolge und damit Motivation für weitere Vorhaben bringt.
„Auch mit kleinen und einfachen Dingen kann man die ersten Zeichen setzen. Der Verzicht auf unnötigen Verpackungsmaterialien und Plastik Strohhalme im Food & Beverage Bereich, oder die Reduzierung von gedruckten Unterlagen in allen Gästezimmern sind ein guter Anfang. Wir müssen immer daran denken, wieviel auf diese kleinen Schritte bewirken können“, sagt Sonia.
Hier haben wir nun einige Ideen zu grünen Projekten für Sie zusammengetragen:
- Technologielösungen und Digitalisierung nutzen:
Neue Software und Apps bieten viele Möglichkeiten, Ihren Betrieb noch grüner und gleichzeitig effizienter zu gestalten. Technologie kann Ihnen helfen, Zeit und Ressourcen zu sparen und Zielgruppen anzulocken, die sich für Nachhaltigkeit interessiert. Gerade in der turbulenten Zeit nach der Pandemie können diese Punkte den entscheidenden Unterschied für Ihr Hotel machen.
Deshalb ist die Investition in Digitalisierung unumgänglich, wenn Ihr Betrieb zukunftsfähig sein soll. Hier einige Beispiele für technologiebasierte Lösungen:
- Online Plattformen für Venue-Sourcing: nutzen Sie Plattformen wie das Cvent Supplier Network, um die Sichtbarkeit Ihres Hotels zu steigern. Dies erlaubt Ihnen auch, Ihre grünen Initiativen hervorzuheben, damit potenzielle Kunden schon während ihrer Recherche darüber erfahren. So können Sie leichter Gäste gewinnen, die auch an Nachhaltigkeit interessiert sind.
- Digitale Schlüssel und papierfreier Check-in/out: das reduziert Kosten, Papier- und Plastikmüll. Außerdem spart Ihr Team Zeit, wenn sich mehr Gäste selbst ein- und auschecken.
- Gechippte Wäsche und Uniformen: damit können Sie einen besseren Überblick über Ihr Inventar behalten und Verluste reduzieren. So sparen Sie Kosten und schonen Ressourcen.
- Event Infos per Mail oder Apps: schicken Sie Updates über Events elektronisch, anstatt sie auszudrucken, um Zeit und Papier zu sparen.
- Lebensmittelverschwendung reduzieren: erarbeiten Sie mit Ihrem Küchenteam Konzepte, die Ihnen helfen, Verschwendung gezielt zurückzufahren. Verbesserte Einkaufsplanung ist dafür eine Möglichkeit. Sie können auch mit Apps wie TooGoodToGo arbeiten und darüber übrige Gerichte verkaufen.
- Recycling und Mülltrennung: informieren Sie sich bei Ihrem lokalen Entsorgungsbetrieb über Möglichkeiten, Ihren Müll so zu aufzubereiten, dass möglichst viel davon recycelt werden kann.
- Regionale, saisonale Lebensmittel bevorzugen: suchen Sie nach Partnern aus der Umgebung, die Sie zu einem guten Preis mit regionalen, saisonalen Produkten versorgen. Achten Sie auch bei der Erstellung von Menüs und Speisekarten darauf, solche Zutaten zu bevorzugen und teilen Sie dieses Vorhaben mit Ihren Kunden.
- Weniger Plastik nutzen: die Umstellung kann zwar etwas dauern, aber ein schrittweiser Verzicht auf Wasserflaschen, Verpackungen, Strohhalme, Becher und Zimmerkarten aus Plastik macht schnell einen großen Unterschied.
- Opt-out Housekeeping anbieten: lassen Sie Gäste entscheiden, ob sie den täglichen Housekeeping Service möchten. Jedes Mal, wenn sich ein Gast dagegen entscheidet, sparen Sie Wasser, Strom und Reinigungsmittel. Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch Ihren Betriebskosten.
- Weiterbildungen fürs Team: regelmäßige Schulungen informieren darüber, wie jeder seinen Beitrag leisten kann.
Klar ist, dass all dies nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Und nicht jede Initiative passt zu jedem Hotel. Wichtig ist es aber einen Anfang zu machen, und sich in die richtige Richtung zu bewegen.
Probieren Sie deshalb verschiedene Möglichkeiten aus, um zu sehen, was für Ihr Haus und Ihre Gäste wirklich funktioniert. Darauf können Sie dann in Zukunft aufbauen.
Achtung vor Greenwashing
Es ist wichtig, über Ihre grünen Initiativen zu berichten und sie mit Gästen zu teilen. Das darf auch ruhig in einem positiven Licht geschehen. Seien Sie dabei aber trotzdem stets ehrlich und tragen Sie nicht zu dick auf. Sonst besteht schnell die Gefahr ins Greenwashing zu rutschen. So bezeichnet man es, wenn Unternehmen ihre grünen Initiativen bewusst übertrieben gut darstellen und deren Resultate beschönigen. Wie Sie sich vorstellen können, sollten Sie das auf jeden Fall vermeiden, denn es ist unethisch und schadet Ihrem Ruf.
Kommunizieren sie stattdessen effektiv was Sie bereit gut machen und woran Sie noch arbeiten. Sie können hier auch einen Austausch mit Gästen und Partnern anregen. Sie zeigen Sie am besten Ihr ehrliches Interesse am Thema und können Ihre Fortschritte offen feiern.
Sonia bringt das Ganze noch einmal abschließend auf den Punkt: „Es ist wichtig, dass sich Hoteliers immer wieder Gedanken dazu machen, wie sie Ihren Betrieb nachhaltiger machen können. Dazu gehört auch, über den eigenen Schatten zu springen, Neues auszuprobieren und Geld in die Hand zu nehmen. Das kann zwar am Anfang etwas ungewohnt und sogar schwierig sein. Aber es lohnt sich, vor allem, wenn wir das ganze Team einbinden und am Erfolg teilhaben lassen.“
Jetzt, wo Sie neue Denkanstöße zum Thema Nachhaltigkeit haben, stellt sich die Frage: wo fangen Sie an?