Diversität und Inklusion sind in aller Munde. Erst recht im Juni – dem LGBT-Pride-Monat, der der Feier und dem Gedenken an den Stolz von Homo- und Bisexuellen sowie Transgender gewidmet ist. Dabei reicht es nicht, wenn Sie Ihr Unternehmenslogo in die Regenbogenfarben tauchen oder die Fassade bunt anstrahlen lassen. Diversität ist viel mehr und bereits fest in den 17 SDGs, den Sustainability Development Goals, verankert. Wie Sie diese Ziele in Ihr Event-Management und Ihr Eventprogramm tatsächlich integrieren oder zumindest erste Schritte auf dem Wege dorthin gehen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Warum Diversität so wichtig ist
Diversität, Inklusion und Gender Equality sind fest in den Sustainability Development Goals der UN verankert. So heißt es dort unter anderem in den Zielen 5 und 10:
“Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur ein grundlegendes Menschenrecht, sondern auch eine notwendige Grundlage für eine friedliche, wohlhabende und nachhaltige Welt. In den letzten Jahrzehnten wurden zwar Fortschritte erzielt, aber die Welt ist nicht auf dem Weg, die Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 zu erreichen.”
“Die Verringerung von Ungleichheiten und die Sicherstellung, dass niemand zurückgelassen wird, sind integraler Bestandteil der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern ist ein ständiger Grund zur Sorge.”
Konkret verfolgt das SDG Nummer 10 bis 2030 die soziale, wirtschaftliche und politische Eingliederung aller Menschen zu fördern, unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Religion oder wirtschaftlichem oder sonstigem Status. Ebenso soll Chancengleichheit gewährleistet und Ergebnisungleichheiten abgebaut werden, unter anderem durch die Beseitigung diskriminierender Gesetze, Politiken und Praktiken und die Förderung geeigneter Gesetze, Politiken und Maßnahmen in diesem Bereich.
2015 haben alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen beschlossen, sich gemeinsam für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Das Besondere daran: alle Länder sind gleichermaßen in der Pflicht, die Ziele bis 2030 zu erreichen.
Daraus leitet sich ab, dass auch in Deutschland, alle Unternehmen, alle Akteure und damit auch Veranstaltungen Maßnahmen zur Realisierung von Diversität, mehr Chancengleichheit, Gleichberechtigung und Inklusion umsetzen müssen.
Wie Sie als Veranstalter von mehr Diversität profitieren
Zusätzlich zu den gesetzlichen Vorschriften, die in den 17 SDGs sowie in der Behindertenrechtskonvention, die in Deutschland bereits 2009 in Kraft getreten ist, gibt es weitere Vorteile, warum Sie als Veranstalter auf mehr Diversität und Inklusion achten sollten:
Immer mehr Menschen erwarten Diversität – in ihrem Alltag, im Berufsleben als auch auf Veranstaltungen. Sehr eindrücklich zeigen dies die Social-Media Shitstorms auf die zum Teil noch sehr homogene Besetzung in Parteien und deren Gremien. Aber auch Veranstaltungen können sich dieser Kritik immer weniger entziehen – so zuletzt geschehen auf einer Gender-Diskussion im Rahmen des sehr renommierten OMR-Festivals.
Sie gehen mit gutem Beispiel voran – und sind somit ein Vorbild für andere Veranstalter. Beispielsweise achtet die re:publica seit Jahren darauf, ihre Bühnen im Verhältnis von 50:50 zu besetzen.
Je vielfältiger Ihr Event, desto größer die Reichweite – mit direkten Auswirkungen auf Ihre Teilnehmerzahlen. Menschen lieben es sich mit anderen Menschen zu umgeben, die ihnen ähnlich sind. Deshalb ziehen Sie als Veranstalter mit einem diversen Bühnenprogramm auch ein sehr diverses Publikum an. Jeder und jede kann sich hier sein oder ihr Vorbild heraussuchen und ist so eher geneigt, sich für Ihre Veranstaltung zu interessieren oder anzumelden. Anders ausgedrückt: Wer auf seine Bühnen 90 Prozent “weiße, alte Männer” einlädt, muss sich nicht wundern, wenn das Publikum im Kern genau diesem Menschenbild entspricht und die Jungen, die Frauen, Transgender, die Unerfahrenen, die Quereinsteiger, die Anfänger und viele mehr einfach fehlen.
Die 7 Kernfacetten der Diversität
Diversität ist mehr als eine 50-prozentige Frauenquote. Denn Diversität meint im Kern diese folgenden 7 Kernfacetten:
- Alter
- Ethnische Herkunft und Nationalität
- Religion und Weltanschauung
- Geschlecht und geschlechtliche Identität
- Sexuelle Orientierung
- Körperliche und geistige Fähigkeiten
- Soziale Herkunft
Wie Sie mehr Diversität auch in Ihr Event bringen
Wie Sie diese 7 Kernfacetten auch bei Ihrem Event umsetzen, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.
1) Diverse Altersgruppen berücksichtigen
Fangen Sie mit dem sichtbaren Teil des Events an – den Personen auf der Bühne. Sind dort unterschiedliche Altersgruppen als Experten in Vorträgen und Diskussionen zu sehen, folgen ihnen fast automatisch die entsprechenden Personen im Publikum. Dies bedeutet auch, dass Sie bei der Anfrage von Rednerinnen ganz andere Formulierungen und “Lockmittel” nutzen müssen. Denn beispielsweise lassen sich Frauen mit dem Argument “endlich im Mittelpunkt stehen zu dürfen” seltener überzeugen als Männer.
Daran schließt sich eine diversere Kommunikation in der Event-Akquisephase an. Junge Menschen wollen häufig anders und auf anderen Kanälen angesprochen werden als Ältere.
Ebenso sollten Sie mit Blick auf eine diverse Altersgruppe auf die räumlichen Barrieren bei Ihrem Event achten. Sind die Bühne und die darauf gezeigten Präsentationen wirklich gut sicht- und lesbar? Sind die Schriften auf der Website und in der Event-App groß genug? Gibt es Rampen für die Bühne und Hilfsmittel für andere körperliche Herausforderungen? Wer mit 20 noch mit einem großen “Sprung” auf der Bühne steht, freut sich mit 60 vielleicht über deutlich kleinere Stufen oder eine sanft ansteigende (!) Rampe.
2) Diversität in der ethnischen Herkunft und Nationalität
Schauen Sie sich in der Welt um. Diese ist bunt – auch mit Blick auf Nationalitäten und ethnische Herkünfte. Das gilt auch im DACH-Raum. Doch noch viel zu selten schaffen es Vertreter anderer Herkünfte auf die Bühnen der DACH-Welt. Denken Sie daran schon bei der Auswahl Ihrer Speaker. Berücksichtigen Sie außerdem die Bedürfnisse anderer Ethnien, z.B. indem Sie vegetarische Speisen und Alternativen zu Nahrungstabus wie Rind (Hindus) oder Schweinefleisch (Muslime, Juden) anbieten. Dazu gehört auch, die Speisen klar auszuweisen und es so Teilnehmern jeglicher Herkunft leicht zumachen, das Richtige zu wählen.
3) Religion und Weltanschauung berücksichtigen
Ganz ähnlich verhält es sich mit unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen. Die Unterschiede müssen sich nicht gleich in einer der bekannten Religion äußern. Denken Sie auch an die “kleinen Weltanschauungen”. So werden die Teilnehmer eines DACH-Kongresses, kommend aus den drei deutschsprachigen Ländern, unterschiedliche Einstellungen und Anschauungen mitbringen und wollen diese respektiert und auf Ihrem Event gewürdigt wissen.
4) Geschlecht und geschlechtliche Identität
Sprechen Sie in Ihrer Kommunikation unterschiedliche Geschlechter an und berücksichtigen Sie alle Geschlechter - so weit möglich - auf Ihrer Bühne und bei der Auswahl von internem und externen Personal.
5) Sexuelle Orientierung
Gehen Sie mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen offen um. Wählen Sie Akteure auf der Bühne in einem bunten Mix aus und beherzigen Sie dies auch in Ihrer Kommunikation – zum Beispiel in der Bildsprache oder in Videotrailern.
6) Unterschiedliche körperliche und geistige Fähigkeiten berücksichtigen
Menschen sind verschieden. Auch in ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Denken Sie deshalb bei der Gestaltung Ihres Events an Barrierefreiheit in all ihren Aspekten. Das beginnt bei gut lesbaren sowie von Screenreadern vorlesbaren Texten und führt über Untertitel bei Videos, leichtbedienbare Schaltflächen auf allen Web- und App-Oberflächen und hört bei barrierefrei gestalteten Bühnen, Tagungsräumen, Foyers, Eingangsbereichen und vielem mehr noch lange nicht auf. Halten Sie sich stets vor Augen: Nicht alle Menschen sind gleich fit und können gleich gut hören, sehen, sprechen, sich bewegen oder Informationen verarbeiten.
7) Diversität in der sozialen Herkunft
Dies meint sowohl die Berücksichtigung der sozialen Herkunft Ihrer Teilnehmer als auch die der Speaker. Wie schon bei den anderen Aspekten von Diversität ist es von Vorteil, wenn Sie unterschiedlichste Akteure auswählen. Denken Sie mit Blick auf die berufliche Herkunft dabei auch an Quereinsteiger, Beginner, Neu-Anfänger, Aufsteiger statt nur an die beruflich seit Jahrzehnten erfolgreichen Menschen, die es an die Spitze der Karriereleiter oder Unternehmenshierarchie geschafft haben.
Bieten Sie unterschiedliche Preisstufen für Ihre Tickets an, laden Sie explizit Nachwuchswissenschaftler zum Call for Paper ein oder rufen Sie einen Award ins Leben, der jene bisher wenig beachtete Gruppen würdigt.
Fazit
Diversität und Inklusion sind auch bei Veranstaltungen angekommen und ein wichtiger Bestandteil Ihrer Planungen und Kommunikation. Denken Sie an die 7 Kernbereiche der Diversität und beginnen Sie mit kleinen Schritten diese in Ihre Events zu integrieren. Je eher Sie im Planungsprozess damit beginnen, desto vorteilhafter und günstiger wird es für Sie. Wer zum Beispiel die Eventbühne von Anfang an mit einer Rampe anfragt und ausstattet, kann dies deutlich günstiger umsetzen, als der- oder diejenige, dem oder der es beim letzten Aufbautag auffäll