01.11.2022
von Milind Singh

Sie wollen Ihren nächsten Messeauftritt nachhaltiger gestalten? Wunderbar! Allein, dass Sie sich mit dem Thema beschäftigen, ist sowohl großartig als auch unumgänglich. Denn spätestens bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Damit wir alle - auch Ihr Unternehmen und Ihre Messeaktivitäten - dies auch erreichen, müssen wir deutlich eher anfangen als es viele beim Umsetzen der DSGVO-Vorschriften gemacht haben. Denn der 2021 in Kraft getretene “Generationenvertrag für das Klima” sieht vor, dass die Emissionen bereits bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken müssen. Gut also, dass Sie sich bereits heute damit auseinandersetzen.

1) Denken Sie ganzheitlich – die SDGs umfassen
17 Ziele 

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch was genau verbirgt sich dahinter und reicht es, wenn wir unseren CO2-Verbrauch reduzieren? Ein Blick in  wikipedia verrät uns, dass “Nachhaltigkeit ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung ist, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme vor allem von Lebewesen und Ökosystemen gewährleistet werden soll.“  

Allerdings ist Nachhaltigkeit inzwischen viel mehr. Wer heute über Nachhaltigkeit spricht und nachhaltig handeln will, sollte alle 17 SDGs, kurz für “Sustainable Development Goals“ beachten und verfolgen. Zu diesen Nachhaltigkeitszielen zählen neben den ökologischen auch ökonomische und soziale Aspekte. D.h. Nachhaltigkeit ist weit mehr als die Reduktion des CO2-Verbrauches. Allerdings erfährt dieser Aspekt heutzutage eine so große Aufmerksamkeit, dass die weiteren SDGs häufig in Vergessenheit geraten. Hierfür gibt es mittlerweile sogar einen Ausdruck: Carbon Tunnel Blick. 

Warum sollten Sie gleich alle Bereiche und Ziele im Blick behalten?  

Weil eine ganzheitliche Betrachtung enorme Kosten und Aufwände spart. Oder würden Sie zuerst einen Messestand planen, der die Aufmerksamkeit potenzieller Besucher anzieht und später dann einen, für den Sie auch das Budget haben und der sämtlichen Bau- und Sicherheitsvorschriften entspricht? Vermutlich würden Sie von Anfang an alle Aspekte einbeziehen. Genauso ist es auch mit der Nachhaltigkeit.  

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2) Setzen Sie sich ein Ziel 

“Was nicht gemessen wird, findet auch nicht statt.” Vermutlich kennen Sie diesen Spruch, wenn es um all Ihre Marketing- und Messeaktivitäten geht. Nur wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, können Sie zielgerichtete Aktivitäten planen, umsetzen und kontrollieren. 

Setzen Sie sich daher ein SMARTes Ziel, also eines, dass 

  • spezifisch 
  • messbar 
  • erreichbar (achievable) 
  • realistisch 
  • terminiert  

ist. So können sich intern alle Akteure auf das gleiche Ziel konzentrieren, statt planlos der  nächsten Idee hinterherzulaufen.  

Ein SMARTes Ziel mit Blick auf die Nachhaltigkeit wäre zum Beispiel, dass Sie bei der nächsten Messe den CO2-Verbrauch um 30 Prozent gegenüber dem Auftritt 2019 senken werden. Um dabei ganzheitlich zu denken, beziehen Sie Aspekte wie Barrierefreiheit, Gender Equality und ähnliches gleich von Anfang an in die Planung ein.  

3) Alles beginnt mit dem Mindset 

Das Wichtigste auf dem Weg zu nachhaltigen Messe-Aktivitäten ist Ihr Mindset. Wollen Sie wirklich etwas verändern? Dann finden Sie garantiert Wege und Lösungen. Auch wenn diese vielleicht (noch) gar nicht zertifiziert sind oder wenn Sie dadurch immer noch einen relativ hohen Impact hätten.  

Hier sind drei konkrete Ideen für ein nachhaltiges Mindset, die Sie schnell und kostengünstig umsetzen können: 

  • Planen Sie Ihren Messeauftritt so früh wie möglich. Nur dann haben Sie noch große Handlungsspielräume und können Reisemittel und Übernachtungen nach Ihren Kriterien auswählen. 
  • Belohnen Sie nachhaltiges Handeln und erschweren Sie klimaschädliches Verhalten. Wie wäre es mit einer Dienstreise-Regel und Abrechnungsvorlage, die die nationale Anreise mit der Bahn und dem ÖPNV vorsieht und nur in Ausnahmefällen einen PKW oder gar den Flieger zulässt?  
  • Recherchieren Sie einen nachhaltig agierenden Caterer und bringen Sie zunächst nur vegetarische und vegane Gerichte ins Spiel. Wer jetzt noch Fleisch konsumieren will, muss aktiv danach fragen.  

4) Finden Sie die größten Hebel für einen
nachhaltigen Messeauftritt  

Wo stehen Sie gerade? Nur wer seinen Status Quo kennt, kann etwas verändern. Betrachten Sie bei der Frage nach dem aktuellen Handeln und Ressourcenverbrauch alle Bereiche der 17 SDGs. Ein guter Ausgangspunkt für die Ermittlung des Status Quo sind Emissionsrechner. Darüber hinaus gibt es mittlerweile zahlreiche Berater und Dienstleister, die sich täglich mit nachhaltigen Veranstaltungen beschäftigen und Sie auf dem Wege zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen können. 

Denken Sie bei der Betrachtung Ihres Messeauftrittes an: 

  • die Mobilität 
  • die Unterbringung Ihres Teams am Veranstaltungsort 
  • den Transport von Exponaten und Messestand-Materialien 
  • Give Aways 
  • das Catering 
  • den Umgang mit Wasser 
  • Ihr Abfallmanagement  
  • die nachhaltige Beschaffung weiterer Dienstleistungen, wie z.B. AV-Technik, Event-Plattformen und ähnliches 
  • den fairen Einsatz und die faire Entlohnung von Personal  
  • eine Kommunikation, die andere zum nachhaltigen Agieren ermutigt und zugleich Ihre nachhaltigen Aktivitäten authentisch vermittelt 

Folgende Emissionsrechner können Sie beispielsweise nutzen: 

  • den CO2-Rechner für Veranstaltungen vom Umweltbundesamt 
  • den CO2-Rechner für Veranstaltungen von Klimaaktiv  
  • die Berechnungsvorlage für Veranstaltungen von atmosfair 

5) Fragen Sie die beteiligten Dienstleister,
Veranstalter und Locations 

Mittlerweile gibt es einige Dienstleister, Messe-Veranstalter und Locations bzw. Hallenbetreiber, die sich sehr für nachhaltige Messen und Veranstaltungen einsetzen und ihr eigenes Handeln danach ausrichten. Fragen Sie vor der Auswahl dieser Dienstleister konkret nach, was diese bereits für eine nachhaltige Messe tun und wie Sie gemeinsam etwas bewegen können. Wählen Sie die Partner, die sich schon nachhaltig agieren und bestärken Sie diese in ihrem Tun.  

Vermutlich werden Sie bei Ihren ersten Anfragen bei den beteiligten Partnern schnell feststellen, wer sich schon engagiert, wer echte Änderungen vornimmt und wer nur so tut, als würde er nachhaltig agieren. Nehmen Sie dabei ruhig (noch) Rücksicht auf all jene, die das Richtige tun, jedoch (noch) nicht zertifiziert sind. Manchmal ist es einfach wirkungsvoller die Location mit dem Solardach und der guten ÖPNV-Anbindung zu wählen, auch wenn diese noch kein Zertifikat nachweisen kann, als beispielsweise eine die für Ihre Zielgruppe nur mit individueller Anreise erreichbar wäre.  

6) Reduzieren Sie, was möglich ist 

Beginnen Sie mit dem, was möglich ist. Es wird immer Bereiche geben, in denen Sie noch etwas verbessern könnten oder in denen andere besser sind.  

Doch konzentrieren Sie sich darauf, das zu reduzieren, was möglich ist. Sprechen Sie dazu mit den Partnern - siehe Punkt 4 -, überlegen Sie intern und holen Sie sich externen Rat.  

Einen großen Anteil an den Emissionen hat bei Messen vor allem der Bereich Mobilität. Bei internationalen Messen macht die An- und Abreise schnell 75 bis 85 Prozent des gesamten CO2-Verbrauches aus. Überlegen Sie sich daher, wie Sie potenzielle Besucher auch auf digitalem Wege erreichen können und verbessern Sie so die Bilanz Ihres Messeauftrittes. Denken Sie außerdem an Messekonzepte und Materialien, die Sie mehrfach einsetzen können. Und digitalisieren Sie jene Exponate, die Sie nur mit großem Aufwand von Messe A zu Messe B transportieren können. Vielleicht überzeugt Ihre Zielgruppe eine gut gemachte Präsentation oder ein Digital Twin Ihrer neuen Maschine ja viel mehr als die bisherige Show? 

7) Gleichen Sie aus, was Sie nicht reduzieren können 

Erst nachdem Sie alles, was Sie bei der nächsten Messe reduzieren oder nachhaltiger gestalten können, auch wirklich reduziert haben, sollten Sie an Ausgleichsprojekte denken. Dazu gehören beispielsweise die unvermeidbaren Flüge des Sales-Teams zu einer Messe in Asien oder Amerika. Hierfür sollte es einen Posten in Ihrem Messebudget fest verankert sein. 

Wählen Sie die Ausgleichsprojekte mit Bedacht. “Es ist nicht alles Gold, was glänzt.” Und so ist auch nicht jedes Wieder-Aufforstungsprojekt eine gute Sache. Manchmal werden ganze Wälder gerodet, um sie anschließend mit Ihren oder Fördergeldern wieder aufzuforsten. Das ist natürlich nicht im Sinne der Nachhaltigkeit. Holen Sie sich vor der Auswahl eines Ausgleichsprojektes daher unbedingt professionellen Rat.  

8) Kommunizieren Sie ehrlich. 

Der Grat zum Greenwashing ist schmal. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Sie zunächst Ihre Emissionen reduzieren und dann kompensieren. Lassen Sie den ersten Schritt aus, geraten Sie schnell in den Verdacht, Greenwashing zu betreiben. 

Trotzdem sollten Sie Ihre Aktivitäten auch kommunizieren. Sagen Sie Ihren Messebesuchern, dass Sie in diesem Jahr auf Flyer zugunsten des eingesparten Papiers und auf knallige Give Aways verzichten. Kommunizieren Sie Ihre Aktivitäten und sagen Sie zugleich, was Sie mit den eingesparten Ressourcen alternativ bewirkt haben. Beispielsweise wenn Sie dank der reduzierten Print- und Werbematerialien nun hochwertiges Bio-Catering am Messestand finanziert haben. So geraten Sie erst gar nicht in den Verdacht, Einsparungen unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit zu Lasten Ihrer Messebesucher vorgenommen zu haben. 

Fazit 

Nachhaltige Messeauftritte sind heute bereits möglich und spätestens 2045 absolute Pflicht. Damit Sie von dieser Pflicht nicht eiskalt überrascht werden und so wie einige Unternehmen bei der Einführung der DSGVO alles an einem Tag umsetzen müssen, sollten Sie bereits heute anfangen. Mit dem Machbaren und mit Partnern, die sich bereits auf den Weg gemacht haben.  

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