Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Vor allem in Deutschland ist das Thema auf der Agenda vieler Unternehmen, Politiker und Nachfrager. Zum einen sehen wir die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels bereits heute und zum anderen gibt es eine konkrete Deadline. Denn bis 2045 muss Deutschland klimaneutral sein. Damit müssen auch Sie als Messeveranstalter klimaneutral agieren. Wie Ihnen das gelingt und warum Sie damit lange vor 2045 beginnen müssen, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Müssen wir wirklich (jetzt schon) klimaneutral sein?
Vermutlich sind die allerwenigsten Unternehmen, Messen und Events oder auch Endverbraucher heute bereits klimaneutral. Doch bis 2045 müssen die Emissionen auf null und bereits bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. So schreibt es der 2021 in Kraft getretene “Generationenvertrag für das Klima” vor. Das spricht dafür, dass Sie nicht erst 2044 mit klimafreundlichen Aktivitäten beginnen können. Außerdem ist bereits heute erkennbar, dass sich zahlreiche Unternehmen auf diesen Weg gemacht haben. Das wiederum bedeutet, dass Aussteller und Teilnehmer die Wahl haben, ob sie zu Ihren Messen und Events kommen oder nicht. Gut, wer da frühzeitig seine Messen nachhaltiger gestaltet.
Nachhaltigkeit ist ein langer Weg und ein komplexes Projekt
Genau das hält vermutlich viele davon ab, einfach einmal die ersten Schritte zu tun. Schließlich sind die Bereiche, in denen wir etwas verändern müssen, zahlreich und nicht immer ganz leicht zu durchschauen.
Doch mit diesen konkreten Tipps kommen Sie Ihrem Ziel einer nachhaltigen Messe schon deutlich näher. Darüber hinaus können Sie sich weitere Experten ins Haus holen und über die für Sie passende Zertifizierung nachdenken.
Starten wir mit konkreten Handlungsfeldern und Tipps.
Am Anfang steht die Anreise
Für die meisten Messen, erst recht für die mit internationalem Publikum, ist der Bereich Mobilität der mit dem größten Hebel, denn hier werden die meisten Emissionen verursacht. Schätzungen gehen von circa 75 bis 85 Prozent aller Emissionen im Rahmen einer internationalen Messe aus. Grund genug, dass Sie hier anpacken und reduzieren, was sich reduzieren lässt.
Wollen Sie internationales Publikum auf Ihrer Messe begrüßen, kommen die Messegäste kaum um eine Anreise mit dem Flieger herum. Leider ist der Impact eines solchen Fluges enorm. Bei einer “erlaubten” Emission von 2,3 Tonnen CO2 pro Kopf pro Jahr, könnte Ihr Messegast einen Flug von 15 Stunden Dauer (für beide Wege) antreten und hätte mit dieser einzigen Aktion bereits sein Jahresbudget verbraucht. Streng genommen, dürfte er dann nicht zu Ihrer Messe kommen. Da dies realitätsfern ist, sollten Sie Ihre Messebesucher dazu
ermutigen, dass diese ihre Flüge kompensieren. Alternativ können auch Sie als Messeveranstalter überlegen, diese Kompensationen im Rahmen eines Sponsoringpaketes mit einem zahlungskräftigen Unternehmen für den Messegast zu übernehmen.
Setzen Sie außerdem auf Kooperationen mit der Deutschen Bahn - Stichwort Veranstaltungsticket - und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Darüber hinaus kann sich ein lokaler Shuttle lohnen, damit die “letzten Meter” von Ihren Messebesuchern so umweltfreundlich wie möglich zurückgelegt werden können.
Denken Sie außerdem an ein digitales Angebot für Ihre Zielgruppe – gerade mit Blick auf die weite Anreise internationaler Gäste. Event-Plattformen wie der Cvent Attendee Hub machen es heute so einfach wie nie zuvor, dass Ihre Teilnehmer live den Stream verfolgen, sich einbringen, Dokumente der Aussteller herunterladen und sich in 1:1 Videomeetings treffen können.
Nachhaltige Nächte – die klimafreundliche Unterkunft
Noch einmal geht es um die Mobilität; wenn auch erst auf den zweiten Blick. Sorgen Sie für kurze Wege für Messebesucher, Ihre Crew und die Dienstleister von und zur Messe während der Auf- und Abbauzeiten als auch während der Messe.
Wählen Sie oder empfehlen Sie zudem nachhaltige Hotels und machen Sie es Ihren Akteuren so einfach wie möglich, sich ebenfalls nachhaltig zu verhalten.
Wussten Sie, dass Sie mit Cvent sehr leicht Hotels und Venues suchen und buchen können?
Erneuerbare Energien von der und für die Messe
Ein großer Hebel, gerade bei mehrtägigen Messen mit aufwändigen Bauten, Bühnen und Audio-Video-Technik, beheizten Hallen, angeschlossenen Laptops, LED-Wänden und vielem mehr, ist der Stromverbrauch.
Sie sind Eigentümer oder Pächter von Messehallen? Dann können Sie die großen Hallenflächen nutzen und auf diesen Photovoltaik-Anlagen anbringen. Ebenfalls können Sie die großen Parkplatzflächen mit Solaranlagen überdachen und so den Strom produzieren, der bei Ihren Messen verbraucht wird. Möglicherweise produzieren Sie auf diese Weise sogar mehr Strom als Sie verbrauchen und können in Ihrer Gemeinde etwas Gutes bewirken.
Sie haben keine Flächen, die Sie für die Stromerzeugung nutzen können? Dann beziehen Sie Ökostrom und sorgen somit für ein Stückchen mehr Nachhaltigkeit. Da dieser heute bereits günstiger ist als Strom aus den herkömmlichen Energien, sind Sie langfristig damit besser aufgestellt und mit Blick auf die Energiekrise auch sicherer. Auch, wenn wir noch Speicheranlagen für die Zeiten ohne Sonne und Wind brauchen.
Sie mieten sich in einer Halle für Ihre Messe ein? Dann fragen Sie bei der Location Ihrer Wahl nach, ob diese bereits Ökostrom bezieht oder gar selbst produziert.
Nachhaltiges Sponsoring; nachhaltiges Merchandising
Keine Messe ohne Aussteller, Sponsoren und damit auch Merchandising, Werbeflyer und vieles mehr. Oftmals landen diese Artikel ungesehen im Müll. Schade um die Ressourcen, schade um die Botschaften, die kaum jemand gesehen hat.
Suchen Sie daher aktiv das Gespräch mit Ihren Ausstellern und Sponsoren und geben Sie ihnen Tipps, wie auch sie ihren Messestand nachhaltig gestalten können. Ermutigen Sie sie, auf gedruckten Flyer oder wenig sinnstiftende Give Aways zu verzichten. Kugelschreiber und USB-Sticks haben die meisten in Hülle und Fülle zu Hause. Wie wäre es mit etwas, das Messegäste wirklich gebrauchen oder sogar verbrauchen können? Z.B. Müsliriegel oder einen frischen Apfel?
Nachhaltiges Catering kann schmackhaft sein
Apropos Lebensmittel. Wählen Sie für die Messegastronomie Caterer aus, die regionale, saisonal und möglichst vegetarische sowie vegane Speisen anbieten. Das kann heute schon sehr lecker sein. Alles was es dafür braucht, ist einen Caterer, der ebenfalls nachhaltig agieren will und ein wenig Fantasie. Machen Sie es Ihrem Publikum schwer, sich klimaschädlich zu verhalten und bieten Sie zunächst und vor allem die klimafreundlichen Varianten an. Denken Sie außerdem an wiederverwendbares Geschirr und Besteck und an die Zusammenarbeit mit lokalen Tafeln oder anderen gemeinnützigen Organisationen. Diese nehmen gern die Speisen an, die auf Ihrer Messe zu viel produziert wurden.
Wiederverwendbares Mobiliar und Equipment
Sie kennen die Müllberge nach Messen, oder? Gerade beim Standbau wird vieles nur ein einziges Mal verwendet. Ermutigen Sie Ihre Aussteller daher, wiederverwendbare Materialien zu nutzen.
Sind Sie Gastveranstalter können Sie auch einmal bei Ihrer Messegesellschaft oder eben bei der Veranstaltung “vor Ihnen” fragen, ob der Teppichboden möglicherweise ein zweites Mal genutzt werden kann. Alternativ können Sie auch ganz auf diesen verzichten – wenn es der Hallenboden zulässt.
Suchen Sie außerdem die Hallen und Räume, die zu Ihrer Messe passen. Statt also jedes Jahr eine Halle komplett zu verdunkeln, wählen Sie lieber gleich eine ohne Tageslicht oder aufwändiger Deckenbeleuchtung.
Ressourcenschonender Auf- und Abbau
Standbauunternehmen sind oft weltweit im Einsatz. Dabei entsteht viel CO2. Manche Emissionen lassen sich jedoch vermeiden oder reduzieren, indem Sie auf lokale Messebauer oder auf lokales Personal setzen. Darüber hinaus können Sie überlegen, ob sich zwei aufeinanderfolgende Einsätze miteinander kombinieren lassen.
Denken Sie außerdem an den Hebel von langfristigen Planungen von Personal. Dadurch lassen sich unnötige An- und Abreisen vermeiden und auch alternative Reisemittel wählen.
Nutzen Sie oder vermieten Sie Standard-Equipment, welches möglichst viele Messebauer auf- und abbauen können. Auch das reduziert die Mobilität dieser Teams.
Gleiches gilt auch für die Auswahl weiterer Dienstleister auf Ihrem Gelände – von der Blumendeko bis zum Reinigungspersonal. Je regionaler, desto nachhaltiger.
Digitale Materialien statt Printprodukte
Die Pandemie hat’s bewiesen: Vieles lässt sich digitalisieren.
Denken Sie auch bei Ihrer nächsten Messe daran und nutzen Sie sowohl digitale Werbematerialien als auch digitale Dokumente für die Messeplanung zwischen den Beteiligten – von der Angebotsbroschüre, über den Vertrag bis hin zu den Zusatzbestellungen vor Ort.
Sie können nicht auf Papier verzichten? Dann setzen Sie auf FCS- oder PEFC-Papier.
Wenn Versand, dann klimafreundlich
Was für das Papier gilt, trifft auch auf den weiteren Versand zu. Setzen Sie hier auf klimafreundliche Anbieter und reduzieren Sie durch eine vorausschauende Planung die Zahl und Länge der Wege, die Ihre Materialien zurücklegen.
Ermutigen Sie Ihre Aussteller außerdem, bestimmte Exponate über digitale Medien zu präsentieren können, als große und schwere Maschinen mehrfach pro Jahr auf die Reise zu schicken. Die Plattformen und Medien dafür können Sie als Veranstalter Ihren Ausstellern auch gleich zur Verfügung stellen.
Ein klimafreundlicheres Abfallmanagement
Trotz aller Bemühungen wird noch genügend Abfall anfallen. Vermeiden Sie dennoch so oft wie nur möglich den Einsatz von Plastik und Einweg-Kunststoffen. Legen Sie dies auch Ihren Ausstellern ans Herz und sorgen Sie für kurze Wege zu den Containern und klare Trennregeln. Vermeiden Sie Pauschalen für den angefallenen Abfall und rechnen Sie lieber nach tatsächlichem “Verbrauch” ab. So haben auch Ihre Aussteller einen Anreiz, Müll zu reduzieren.
Fazit
Nachhaltigkeit ist auch bei großen und internationalen Messen möglich und mit Blick auf die gesetzlichen Vorgaben bis 2030 und 2045 nötig. Fangen Sie am besten heute mit den ersten Schritten an und nehmen Sie Ihre Aussteller, Messebesucher und alle Dienstleister auf dem Wege dorthin mit.